5.2 Windows Media Technologie – Der große Verfolger Microsoft
Microsoft setzt ebenfalls auf ein dreistufiges System. Der größte Vorteil von Microsoft besteht dabei sicherlich darin, dass der Windows Media Player, der zum Abspielen der Windows Media Streams benötigt wird, schon in das Betriebssystem Windows von Microsoft integriert ist. Doch der Codec und der Player haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. So kann man mit dem Media Player 6.4, der noch unter Windows 98 vorhanden ist, die neuen Streaming Videos der aktuellen Windows Media 9 Reihe nicht mehr betrachten. So kommen also User von Windows 98 nicht um ein Update ihres Media Players auf die Version 9 herum, wenn sie Streaming Videos betrachten wollen, die für Windows Media 9 ausgelegt sind. Der Media Player 9 kann Streaming Audio Dateien mit variabler oder konstanter Bitrate im WMA Format (Windows Media Audio) erstellen. Die maximale Komprimierung ist hierbei aber auf 48 Kbits pro Sekunde beschränkt. Der Download des Players ist kostenfrei. Unter www.microsoft.com kann man die Programme finden, die zur Realisierung von Streaming von Microsoft angeboten werden.
Der Microsoft Media Server ist im Gegensatz zum Server von RealNetworks fester Bestandteil eines Betriebssystems, nämlich von Windows Server 2003. Die eigentliche Server-Software ist Teil der Windows Media Services 9 Series, die wiederum zum Windows Server 2003 gehört. Für ein anderes Betriebssystem wird Windows Media Services 9 Series nicht angeboten. Das heißt, dass man eine Lizenz für Windows Server 2003 erwerben muss und dieses Betriebssystem auch einrichten muss, um als Anbieter von Streaming Content den Windows Media Server nutzen zu können. Die Lizensierung von Windows 2003 wird über ein kompliziertes System anhand der einzelnen Nutzer abgerechnet und stellt für das Unternehmen keinen unerheblichen finanziellen Aufwand dar. Mehr zu den anfallenden Kosten wird in Kapitel 6.2.3.3 erläutert.
Der Windows Media Encoder zum Erstellen der Streaming Dateien wird kostenlos von Microsoft zum Download angeboten. Der aktuelle Media Encoder 9 erzeugt Videos im WMV (Windows Media Video) Format. Der Encoder funktioniert jedoch nicht mehr unter Windows 98. Auf diesem Betriebssystem läuft nur noch der Windows Media Encoder 7. Dieser kann noch Video Streams mit einem MPEG-4 kompatiblen Codec erstellen. Leider kann dies der Media Encoder 9 nicht mehr, der ganz auf das proprietäre WMV Format von Microsoft setzt. Da der Media Encoder 7 nicht mehr unter Windows XP läuft, wäre es ratsam, Streaming Dateien mit diesem Encoder unter Windows 98 und mit dem MPEG-4 Codec zu erstellen. Diese Videos werden zwar auch in WMV Dateien eingebettet, aber man kann diese Videos mit jedem Media Player von Microsoft ab der Version 6.4, wie er bei Windows 98 enthalten ist, betrachten. Es ist zu vermuten, dass Microsoft plant, mit der Einführung des Windows Media Encoders 9, der komplett auf Windows Media Video ausgelegt ist, sein proprietäres WMV Format stärker am Markt zu etablieren.
Der Audio und Video Codec der aktuellen Windows Media 9 Reihe wurde ebenfalls von der Zeitschrift Chip getestet. Dabei kam heraus, dass der Codec sich qualitativ im Vergleich zu seinen Vorgängerversionen verbessern konnte. In der Regel arbeitet der Media Encoder 9 etwas langsamer als seine Konkurrenten der anderen Firmen. Bei einer Kompressionsrate, die mit DivX vergleichbar ist, erreicht der Encoder eine gute Bildqualität, lediglich der Verlust an Details fällt ähnlich wie bei RealVideo 9 etwas negativ auf.1
1: vgl. Mandau: Großes Kino auf engstem Raum, Seite 108