3.2 Erstellung von Streaming Content
Die Wahl des Betriebssystems ist wichtig, da sich nicht alle gängigen Streaming-Formate auf allen Betriebssystemen wiedergeben beziehungsweise erstellen lassen. Microsoft Windows ist das am meisten genutzte Betriebssystem mit der größten Auswahl an Software. Doch zwischen Windows 98 und Windows XP gibt es große Unterschiede. Denn der aktuelle Windows Media Encoder 9 von Microsoft, der Streaming Media erstellt, arbeitet nicht mehr auf einem PC mit Windows 98. Der alte Windows Media Encoder 7, der den zu Windows 98 kompatiblen Streaming Content liefert, verweigert seine Arbeit hingegen unter Windows XP. Bis Windows XP das ältere Windows 98 weitgehend abgelöst hat, ist es somit ratsam, Streams mit Windows 98 und dem Windows Media Encoder 7 zu erstellen.
„Zu den Komponenten eines Streaming Systems gehören Möglichkeiten zur Erstellung und Bearbeitung von Multimedia Daten, entsprechende (Datei-) Formate sowie Media Server und Player.“1
Für die Erstellung und Bearbeitung von Multimedia Daten gibt es eine Reihe von Softwarelösungen auf dem Markt. So kann man schon mit den von Microsoft XP mitgelieferten Programmen Windows Movie Maker eigene Videos capturen und bearbeiten. Leider lässt sich der Film nur im Microsoft-eigenen Format mit der Endung WMV (Windows Media Video) speichern, was die Weiterverarbeitung mit Software anderer Hersteller erschwert. Programme wie Adobe Premiere Pro oder Ulead Video Studio können ebenfalls capturen und haben vielfältigere Bearbeitungsfunktionen, außerdem hat man einen größeren Handlungsspielraum beim Speichern der Datei. Für die Audioaufnahme und -bearbeitung gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Programmen auf dem Markt. Der Audiorecorder von Windows fällt dabei eher spartanisch aus, ist aber dafür schon im Betriebssystem von Microsoft enthalten. Die Auswahl des geeigneten Programms hängt im Prinzip von persönlichen Präferenzen und dem Budget ab, das man zur Verfügung hat.
Der fertige Film wird anschließend encodiert, das heißt eine Software erstellt aus der Videodatei eine Streaming Datei. Im Wesentlichen konkurrieren drei Firmen um Marktanteile. Zum einen geht es dabei um Microsoft mit Windows Media, ferner RealNetworks mit Real Media und schließlich QuickTime von Apple. Jeder Hersteller setzt dabei auf sein eigenes Dateiformat mit eigener Encodierungs-Software. So benutzt Apple mit QuickTime die MPEG-4 Technik. Microsoft setzt seit dem aktuellen Media Encoder 9 auf einen eigenen, abgewandelten Codec, und auch RealNetworks benutzt eine Komprimierungstechnik, die der Funktionsweise von MPEG-4 ähnlich ist, allerdings einen eigenen Standard darstellt.
Die Softwaresysteme der drei Hauptkonkurrenten RealNetworks, Microsoft und Apple sind untereinander nicht kompatibel. Jedes der unterschiedlichen Formate benötigt jeweils einen eigenen Media Player, um den Stream auf dem PC abspielen zu können. So kann man zum Beispiel kein Real Media Video mit dem QuickTime Player betrachten.
Insgesamt fehlt ein gemeinsamer Standard, da auch nicht alle wichtigen Betriebssysteme in gleichem Maße unterstützt werden. Der Windows Media Player ist als Einziger schon im Betriebssystem Windows integriert, fehlt dafür aber gänzlich auf Apple und Linux Computern. QuickTime ist bei Apple Computern integriert, muss aber für Windows PCs extra heruntergeladen und installiert werden und fehlt für Linux Systeme. Der Real Player von RealNetworks ist zwar prinzipiell für jedes der drei Betriebssysteme erhältlich, muss dafür aber in jedem Fall heruntergeladen und auf dem Rechner installiert werden, auf dem man den Film betrachtet. So etwas bedeutet einen erheblichen Mehraufwand für den Konsumenten, der deswegen nicht selten auf den Genuss des Videos verzichtet. Immerhin werden die Player kostenlos im Internet angeboten. Die Wahl des Formats hängt also zu einem großen Teil vom Betriebssystem der potentiellen Konsumenten und deren Computerwissen ab, da man für eine Programminstallation in jedem Fall über grundlegende PC-Kenntnisse verfügen sollte. Weitere Ausführungen zu den Unterschieden zwischen den Systemen finden sich in Kapitel 5.
Im Audiobereich hat sich das MP3-Format durchgesetzt, das von nahezu jedem Media Player wiedergegeben werden kann. Aber Microsoft mit MS-Audio und RealNetworks mit Real Audio halten mit eigenen Audioformaten beim Streaming dagegen. Zum einen ist das bei Microsoft das Format mit der Endung WMA (Windows Media Audio), zum anderen das Format mit der Endung RM (Real Media) von RealNetworks, das sowohl für Real Audio (Audiodaten) als auch für Real Video (Videodaten) verwendet wird.
Eigene Media Server werden ebenfalls von jeder der Firmen angeboten. Für einen einfachen Stream kann man auf eine entsprechende Einrichtung verzichten, jedoch erfordern bestimmte Komfortfunktionen einen Media Server. Diese Software wird auf dem als Server dienenden PC installiert, mit der es dann möglich ist, während der Übertragung vor- oder zurückzuspulen oder die Übertragungsrate an die Verbindungsgeschwindigkeit des Users anzupassen. Unterschiedliche Bilder eines Videos können eine unterschiedliche Datenrate verlangen, um das Bild in gleicher Qualität abzuspielen. Der Streaming Server kann in so einem Fall den Stream mit variabler Bitrate abschicken. Allein die Software muss auf dem Server vorhanden sein, eine Installation zusätzlich zum Media Player ist für den Konsumenten des Streams nicht nötig.
1: Erpenbeck: Streaming Media und Real Video,
http://www-lehre.inf.uos.de/web_pub/web_pub_8/referat.pdf, S. 4